Gut besuchter Auftaktworkshop in dritter Modellkommune

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Bocholt – Isselburg – Rhede

Bocholt, Isselburg und Rhede nehmen die regionale Gesundheitsversorgung unter die Lupe

Münsterland – Am 3. November 2021 hat das Netzwerk Gesundheitswirtschaft Münsterland gemeinsam mit den beiden Projektpartnern der „Gesundheitsregion Münsterland“, der FH Münster und der EWG Rheine, zum Auftaktworkshop der dritten Modellkommune „Bocholt – Isselburg – Rhede“ eingeladen. Knapp 40 zentrale Akteur:innen aus den Kommunen, dem Gesundheitswesen und der Wirtschaft folgten der Einladung, um in der Bürgerhalle Herzebocholt (Isselburg) gemeinsam die dringendsten Herausforderungen der kommunalen Gesundheitsversorgung zu analysieren und zu diskutieren.

Herausforderungen: Ärzte-Mangel & fehlende Pflegefachkräfte

Nicht erst seit der Corona-Pandemie steht die Gesundheitsversorgung in den drei Kommunen Bocholt-Isselburg-Rhede aufgrund der demographischen Entwicklung und dem Rückgang an qualifizierten Fachkräften vor große Herausforderungen“ resümierte Michael Carbanje, Bürgermeister der Stadt Isselburg, bei der Begrüßung der anwesenden Akteur:innen und wies auf die Dringlichkeit des Themas hin. Anschließend lieferte Prof. Dr. Rüdiger Ostermann, Fachbereich Gesundheit | FH Münster, mit der Datenanalyse die Grundlage für den nachfolgenden Austausch. Im Rahmen seines Impulsvortrags stellte er die aktuelle Bevölkerungsprognose für die drei Kommunen bis 2040 dar und präsentierte anhand von ausgewählten Indikatoren die aktuelle und zukünftige Versorgungslage in den Sektoren Medizin, Pflege und Therapie. Dabei zeigte sich, dass insbesondere die hausärztliche Versorgung in der Region zukünftig vor großen Herausforderungen steht: Der Versorgungsgrad im Mittelbereich (MB) Bocholt, Rhede, Isselburg liegt bereits heute nur bei 84,4 Prozent. Über 30 Prozent der vor Ort tätigen Allgemeinmediziner:innen sind bereits über 60 Jahre alt. Kombiniert mit sich allgemein verändernden Rahmenbedingungen (z. B. größerer Wunsch nach Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben) sieht sich die Region mit einer zunehmend schwieriger werdenden Nachwuchssituation konfrontiert. Auf Ebene der fachärztlichen Versorgung fehlt es an kleinräumigen Daten für die drei Städte. Allerdings zeigt sich auch bei der Betrachtung der öffentlich zugänglichen Daten auf Kreisebene, dass hier zeitnah ein erheblicher Nachbesetzungsbedarf entsteht. Dies betrifft insbesondere Haut- und Augenärzte. Darüber hinaus droht ein Nachwuchsmangel im Bereich der pflegerischen Versorgung. Denn der demografische Wandel führt zu einer steigenden Zahl an alten und hochaltrigen Menschen in der Bevölkerung der Region. Schon heute ist fast jeder fünfte Einwohner in Bocholt, Isselburg und Rhede älter als 65 Jahre (21 Prozent). Bis 2030 wird sich der Anteil der über 65-Jähren auf rund 28 Prozent erhöhen. Mit steigendem Alter steigt das Risiko, pflegebedürftig zu sein. 88 Prozent der Pflegebedürftigen in der Region befinden sich in der Altersgruppe 65plus. Gleichzeitig wächst die Bevölkerung in diesem Zeitraum nur minimal. D. h. die älter werdenden Menschen werden zukünftig von einem immer älter werdenden Pflegepersonal betreut, da weniger junge Menschen da sein werden.

Identifizierung weiterer, regionaler Problemstellungen

Die von der FH Münster aufgezeigten Problem- und Fragestellungen wurden anschließend in drei unterschiedlichen Kleingruppen (Medizin, Pflege, Therapie) weiter diskutiert und konkretisiert. Dabei wurden zusätzliche Herausforderungen auf kommunaler und regionaler Ebene sichtbar: Hierzu zählen u. a. eine gewisse Orientierungslosigkeit bei jungen Menschen hinsichtlich der Vielzahl an gesundheitlichen Berufen, das eher unattraktive Image der medizinischen Fachberufe, der Fachkräftemangel in den therapeutischen Berufen oder fehlende Rahmenbedingungen für gesundheitliches Personal (z. B. zu kurze Kita-Öffnungszeiten). Die zwei drängendsten Herausforderungen pro Sektor wurden anschließend im Plenum vorgestellt. Gleichzeitig hat sich dabei auch gezeigt, dass die Region bereits über eine Vielzahl an unterschiedlichen Lösungsansätzen verfügt, die nur darauf warten, vertieft, gefördert und in der Praxis umgesetzt zu werden.

Gemeinsam für die Zukunft der Gesundheitsversorgung

Insgesamt zeigte sich Monique Bruns, Projektleiterin und Geschäftsführerin vom Netzwerk Gesundheitswirtschaft Münsterland e.V., sehr zufrieden über den Ablauf des Auftaktworkshops in Bocholt, Isselburg und Rhede: „Innovative Lösungsansätze zur nachhaltigen Verbesserung der kommunalen Gesundheitsversorgung müssen und können nur vor Ort im engen, interdisziplinären Austausch untereinander entwickelt werden. Umso mehr freut es uns, dass der erste Workshop der Gesundheitsregion Münsterland in Bocholt-Isselburg-Rhede so gut besucht war und wir mit der Analyse und Diskussion der regionalen Versorgungssituation eine gute Grundlage für den nächsten Workshop und die weitere Zusammenarbeit gelegt haben.“ Die Konkretisierung bereits bestehender Lösungsansätze sowie die Entwicklung von neuen Maßnahmen und Marketingtools stehen im Mittelpunkt des zweiten Workshops in der Modellkommune, der für den 19. Januar 2022 im Rathaus Rhede geplant ist.

Für weitere Fragen rund um das Projekt und die Workshops in den einzelnen Kommunen kontaktieren Sie uns gern per E-Mail an oder telefonisch unter 0176 5344 6583.

event-grmsl-auftaktworkshop-bir-kleingruppenBild 2: Kleingruppenarbeit zur Analyse weiterer regionaler Herausforderungen (hier: medizinische Versorgung)

event-grmsl-auftaktworkshop-bir-plenumBild 3: Vorstellung & Diskussion der erarbeiteten Ergebnisse im Plenum